Fast in jeder Woche kommen Kunden in mein Tattoostudio, die sich ein Cover-Up wünschen. Ein Cover-Up ist eine Tätowierung, die so über einer alten Tätowierung positioniert wird, dass die alte, ungeliebte Tätowierung nicht mehr erkennbar ist. Manche dieser Wünsche kann ich realisieren, aber es sind auch häufig Tattoos dabei, die nicht gecovert werden können. In diesem Fall empfehle ich, die Tätowierung lasern zu lassen.
An dieser Stelle muss ich zugeben, dass mir diese Empfehlung nie leicht über die Lippen kam, denn ich wusste nicht, was den Kunden beim Lasern erwartet. Bis heute…
Warum ich mein Tattoo lasern lasse
Dieser Artikel wird der erste Teil meines Erfahrungsberichtes zum Thema Tattoos weg lasern lassen.
Auslöser für diesen Artikel war die E-Mail einer Schönheitsklinik*, die gerne mit meinem Tattoostudio kooperieren möchte. Diese Kooperation sähe so aus, dass Kunden, die von mir an die Klinik empfohlen werden, einen Rabatt auf ihre Laserbehandlung bekommen. Ich profitiere durch eine Provision, die mir für jeden empfohlenen Kunden zugeteilt würde.
Da ich jedoch nichts empfehlen kann, das ich nicht selbst getestet habe, bat ich die Klinik um eine kostenfreie Laserbehandlung einer Tätowierung, die ich an mir nicht mag. An den daraus resultierenden Erlebnissen möchte ich euch gerne teilhaben lassen.
Welches Tattoo soll verschwinden?
Wenn man Tätowierer ist, wird man in schöner Regelmäßigkeit von Kunden gefragt, ob man sich schon mal selbst tätowiert hat. Wäre ich eine Comic-Figur, vorzugsweise im Anime-Stil, dann würde der Zuschauer sehen, wie sich beim Hören dieser Frage auf meiner Stirn ein riesiger Tropfen bildet und meine Augen sich zu schwarzen Balken verengen. Kurzum: diese Frage ist mir unangenehm, denn das hässlichste Tattoo auf meinem Körper habe ich selbst gestochen.
Meine Freundinnen nennen es liebevoll „Die Heugabel“, aber eigentlich zeigt es den Schriftzug „HIM“, der für meine Lieblingsband steht. Leider war ich noch keine besonders gute Tätowiererin, als ich es gestochen habe und leider habe ich ausgerechnet den linken Unterarm gewählt. Der Unterarm ist aus mehreren Gründen keine empfehlenswerte Stelle, um sich selbst zu tätowieren, denn man benötigt für eine gute Tätowierung zwei Hände, die arbeiten und falls das Tattoo missglückt, ist diese Stelle auch gut sichtbar für andere Menschen. Dass die Tätowierung in roter Farbe gestochen wurde, setzt dem Ganzen die Krone der Scheußlichkeit auf….
Vor dem Lasern
Mein Termin war gekommen. Ich muss nicht erwähnen, dass ich fruchtbare Angst hatte. Jeder, der sich mit Tätowierungen beschäftigt, kennt die Gerüchte, die sich um das Thema Lasern ranken. Es tut um ein Vielfaches mehr weh als Tätowieren, es riecht unangenehm köstlich nach gegartem Fleisch, die Haut vernarbt durch die üblen Verbrennungen und so weiter…
Die Angst konnte mir niemand nehmen, aber ich war gut vorbereitet. Wie beim Tätowieren gilt: keine Drogen, keine Medikamente und kein Alkohol vorab. Man sollte körperlich fit, nicht schwanger, aber satt und ausgeschlafen zum Termin erscheinen.
Beim Lasern ist es besonders wichtig, dass man keine Drogen oder Medikamente vorab einnimmt, die die Lichtempfindlichkeit beeinflussen. Auch bestimmte Medikamente gegen Depressionen können den Behandlungsablauf beeinflussen. Wer unter dem Einfluss solcher Medikamente steht, muss das dringend dem behandelnden Arzt mitteilen, damit dieser seinen Laser anders einstellt.
Wie beim Tätowieren muss man auch vor dem Lasern eine Einwilligungserklärung und eine Datenschutzerklärung unterschreiben.
In der Klinik fühlte ich mich sehr wohl. Die Räumlichkeiten waren sauber und aufgeräumt und ich wurde vom Chefarzt persönlich empfangen und behandelt. Dr. Vorberg ist ein typischer Arzt mit weißem Hemd, Hausschuhen und runder Hornbrille. Er wirkte ein bisschen verwirrt, aber war äußerst freundlich und professionell. Eine ausführliche Beratung vorab, bei der man nicht das Gefühl hat, unter Zeitdruck zu stehen, ist für mich obligatorisch. Dr. Vorberg zeigte mir einige Vorher-Nachher-Aufnahmen aus seiner Klinik und beantwortete geduldig meine Fragen. So fasste ich schnell Vertrauen und konnte mich ein bisschen entspannen.
Schon zu Beginn des Termins fielen mir seltsame rechteckige Hautverfärbungen und Wunden auf seinem Unterarm auf, ich traute mich jedoch nicht, ihn darauf anzusprechen. Das war auch nicht nötig, denn bald erzählte er selbst, dass er jede neue Einstellung oder ein neues Lasergerät an seinem Unterarm testet, bevor er damit auf seine Kunden los geht. Wie sympathisch – genau dafür war ich ja auch da!
Das Lasern
Fast hätte ich geschrieben, dass ich enttäuscht war, dass es keine Höllenqualen waren, die ich durchstehen musste. Hatte ich mich doch mental schon darauf eingestellt, dass es unvorstellbar furchtbar wird. Natürlich war ich erleichtert, dass es nicht so schmerzhaft war, wie erwartet. Das Lasern tut etwas mehr weh, als eine Tätowierung, jedoch wird die Haut währenddessen gekühlt und die Behandlung nimmt weniger Zeit in Anspruch, als eine Tattoositzung.
Dass der Geruch nach verbranntem Fleisch lecker riecht, kann ich nicht bestätigen. Es ist eher eine unangenehme Mischung aus verbrannten Haaren und Silvester-Gerüchen.
Die Nachbehandlung
Dr. Vorberg ist Arzt und hat deswegen die Möglichkeit, eine verschreibungspflichtige, antibiotische Salbe auf die Wunde zu geben. Diese wird mit einem Verband abgedeckt, der zwei Tage bleiben soll.
Ich halte persönlich nicht viel von antibiotischen Therapien und Verbänden, die lange auf der Wunde bleiben. Da ich das Lasern jedoch als Experiment ansehe, um unter Anderem die Klinik beurteilen zu können, halte ich mich genauestens an die Pflegeanleitung.
Nach dem Lasern fühlt sich die Körperstelle genau so an, wie eine frische Tätowierung. Es gibt einen leichten Wundschmerz, der aber rasch nachlässt und schon nach wenigen Stunden nur noch bei grober Berührung zu spüren ist.
Nach zwei Tagen soll ich den Verband entfernen und die Wunde mit Bepanthen Salbe weiter behandeln. Da ich allergisch auf Bepanthen reagiere, werde ich meine Tattoo-Salbe verwenden, die ebenfalls wundheilungsfördernde Stoffe enthält.
Der nächste Termin wird in zwei Monaten statt finden. Dr. Vorberg hält nach eigener Aussage nichts von Sitzungen, die schneller aufeinander folgen. Er ist davon überzeugt, dass das beste und kostengünstigste Ergebnis nur zu erreichen ist, wenn man der Haut mindestens acht Wochen Regeneration zwischen den Sitzungen gönnt.
Zwischenfazit zum Lasern
Bis hier hin fällt mein Fazit positiv aus. Mir gefällt die Klinik, der Arzt und das Lasern war nicht so schlimm, wie ich es mir vorgestellt hatte. Noch trage ich den Verband und es stehen weitere Sitzungen an.
Im 2. und 3. Teil dieser Artikelserie werde ich euch erzählen, wie es weiter geht. Ich bin selbst schon sehr gespannt, wie diese Erfahrung weiter geht!
*dieser Artikel enthält ausgehende Links, die auf die Vorberg Klinik in Schwelm verweisen und enthält deswegen Werbung. Ich bekomme kein Geld für diesen Artikel oder die ausgehenden Links. Die Laserbehandlung bekomme ich kostenfrei, da die Klinik mit meinem Tattoostudio kooperieren möchte.
2 Kommentare
Kommentieren →[…] Erfahrungsbericht zur Tattooentfernung mittels Laser geht in die zweite Runde! Nachdem ich in einem vorherigen Artikel bereits von meinem ersten Termin beim Tattoo-Lasern in der Vorberg Klinik berichtet habe, geht es […]
[…] Leser*innen, da ihr nach wie vor großes Interesse am Thema Lasern zeigt und mir regelmäßig Nachfragen persönlich oder per Mail dazu stellt, habe ich das Angebot […]