Das Gesundheitsamt
kommt zum Tattoostudio

In meiner täglichen Arbeit werde ich oft gefragt, ob Tattoostudios vom Gesundheitsamt kontrolliert werden. Ja, natürlich werden sie das! In einem älteren Artikel hatte ich es auch schon mal erwähnt. Tattoostudios unterliegen in Deutschland einer behördlichen Überwachung. Jeder Tätowierer, der mit einem Gewerbeschein tätowiert, ist automatisch beim Gesundheitsamt seiner Stadt oder seines Kreises registriert und bekommt in regelmäßigen Abständen Besuch vom Amt.

Das Gesundheitsamt

Wie das hygienische Arbeiten im Tattoostudio aussieht, hatte ich hier bereits erklärt. In diesem Artikel geht es um den aufregenden Tag, wenn das Gesundheitsamt einen Mitarbeiter vorbei schickt.

Jeder, der ein Studio eröffnet, muss beim Gesundheitsamt einen Grundriss seines Studios vorlegen, auf dem verzeichnet ist, in welchen Räumlichkeiten welche Arbeiten verrichtet werden. Außerdem muss ein Hygieneplan ausgearbeitet werden, in dem der Studioinhaber erläutert, wie sein Arbeitsprozess abläuft und welche hygienerelevanten Maßnahmen er ergreift.

Der Hygieneplan ist sehr umfangreich. Es enthält alle Arbeitsschritte, angefangen beim Händewaschen vor Arbeitsbeginn, über die Vorbereitung des Arbeitsbereiches und des Kunden, bis hin zu einer Auflistung aller verwendeten Desinfektionsmittel.
Das Gesundheitsamt überprüft in einem ersten Besuch, ob alle Angaben korrekt waren und ob das Studio den behördlichen Auflagen entspricht.
Die Desinfektionsmittelspender, Seifenspender, Einmalhandtuchspender, der Mülleimer, der Fußboden, die Beleuchtung, die Frischluftzufuhr, alles ist vorgegeben und muss entsprechend des Hygienekataloges des Bundeslandes umgesetzt werden.

Auch die Einwilligungserklärungen, die ihr vor dem Tätowieren unterschreibt, werden vom Gesundheitsamt überprüft. Diese müssen wir archivieren, denn wenn es zu einer Beschwerde kommt, kann das Amt Einsicht in die Einwilligungserklärung des betreffenden Kunden verlangen. War die erste Prüfung erfolgreich, kommt das Gesundheitsamt nun in regelmäßigen Abständen zu angekündigten Besuchen ins Tattoostudio. In der Regel bekommt man eine Mail oder einen Anruf mit Terminvorschlägen.

Gesundheitsamt

Natürlich prüft das Gesundheitsamt auch unangekündigt, aber nur, wenn sie einen Verdacht hegen, dass etwas in dem betreffenden Studio nicht gut läuft oder eine Kundenbeschwerde vorliegt.

„Mein“ Gesundheitsamt

Als Zum Buntspecht Tätowierungen noch in Gevelsberg ansässig war, kam eine nette Dame vom Gesundheitsamt Schwelm zu uns zur Prüfung.
Sie hatte ein unerschöpfliches Fachwissen und Engagement, sodass ich sehr viel von ihr lernen konnte. Zusammen gingen wir die Räumlichkeiten und Hygienemaßnahmen durch und erarbeiteten im Team immer bessere Umsetzungen für mein Tattoostudio. Danke an dieser Stelle an Frau Kupferberg vom Kreis Schwelm, die inzwischen hoffentlich ihre wohlverdiente Rente genießt!

Inzwischen sind wir mit dem Buntspecht nach Herdecke umgezogen und werden durch das Gesundheitsamt Witten betreut. Der letzte Besuch durch das Gesundheitsamt war dann leider nicht mehr so herzlich und kooperativ, wie ich es gewohnt war.

Eine undurchschaubare Dame mit strenger Mimik kontrollierte stumm die Gegebenheiten, um mich danach mit einer „Mängelliste“ zu konfrontieren, die ich nicht ganz nachvollziehen konnte. Beispielsweise vermisste sie eine Waschmaschine im Studio, sodass wir unsere mit Blut verschmutzte Arbeitskleidung vor Ort aufbereiten können. Kennst du ein Tattoostudio mit Waschmaschine? (Spoiler: Wenn du schon mal bei uns warst, ja! Wir haben natürlich jetzt eine Waschmaschine…)

tattoo

Nach der Kontrolle

Ist die räumliche Überprüfung abgeschlossen, möchten manche Prüfer noch Arbeitsproben sehen. Mittlerweile überprüfen manche Ämter auch auf Qualität und versuchen so, schwarze Schafe aus dem stetig wachsenden Tattoobusiness auszusortieren. Dafür habe ich schon Fotos von Tätowierungen aus den letzten Monaten vorbereitet und bisher war das Amt immer zufrieden mit meiner Arbeit. Zum Schluss bestätigen noch alle Anwesenden ihre Anwesenheit schriftlich auf einem behördlichen Dokument und einige Wochen später flattert eine Rechnung ins Haus.

Jedes Tattoostudio muss die Prüfung durch das Gesundheitsamt selbst bezahlen. Solltet ihr bei der Wahl eurer Tattoostudios Bedenken haben, könnt ihr beim örtlichen Gesundheitsamt nachfragen, ob dort alles in Ordnung ist. Dafür sind die Ämter da und dafür zahlen wir auch die Überprüfungen.

Update 24.05.2022
Als dieser Artikel entstand, lag Corona noch Jahre in der Zukunft. Seit Beginn der Corona-Pandemie habe ich leider keinen Besuch mehr durch das Gesundheitsamt bekommen. Wir wissen alle aus den Medien, dass die Behörden überlastet und unterbesetzt sind. Ich hoffe sehr, dass sich bald wieder ein normaler Rhythmus einstellt.

Inzwischen gibt es auch eine DIN-Norm für das Tätowieren. An dieser können und werden sich die Gesundheitsbehörden in den kommenden Jahren orientieren. Hier kannst du mehr über die DIN erfahren.

Habt ihr Fragen zu diesem Thema? Schreibt sie gern in die Kommentare! Vielleicht lesen auch andere Tätowierer mit, die ganz andere Erfahrungen mit dem Gesundheitsamt gemacht haben?

13 Kommentare

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Hallo Meike,
in der Infektionshygieneverordnung für das Bundesland NRW ist dies nicht explizit gefordert. Allerdings steht darin, dass alle Flächen und der Fußboden desinfizierbar und feucht abwischbar sein muss. Mein Gesundheitsamt legt diese Vorschrift so aus, dass die Wände mit einbezogen werden. Jedes Gesundheitsamt kann die Verordnung zu einem gewissen Teil selbst auslegen. Am besten fragst du bei deinem örtlichen Gesundheitsamt nach den Bedingungen in deiner Kommune.
Liebe Grüße
Esther

Hi,
Ich bin noch ziemlich am Anfang und tätowiere kleine einfachere Tattoos bei Freunden , Bekannten . Ich mach das bei mir Zuhause in einem extra dafür ausgestatteten Raum. Fliesenboden , Einwegzubehör, tätowierliege die jedesmal mit Folie umwickle. Ich achte peinlich genau auf Hygiene, klebe alles ab, benutze Flächen und Hautdisinfektionsmittel usw. Ich tätowiere nicht gewerblich, nehme kein Geld. Wenn ich es mal drauf haben sollte vielleicht schon. Jetzt meine Frage: solange ich das Privat in meinem Raum mache, muss ich da irgendwo bei den Ämtern vorstellig werden? Was mus ich beachten ? Keiner fängt doch als Profi mit einem eigenen Studio an. Wie war das bei dir?

Hallo Jimmy,
der Gesetzgeber sagt: Jeder, der auch nur den Plan hat, mit seiner Tätigkeit Geld zu verdienen, auch wenn das in der Zukunft liegt, muss ein Gewerbe anmelden. Du musst das tun, damit zum Einen das Finanzamt ein Auge darauf hat, ab wann du Einnahmen generierst und steuerpflichtig wirst und zum Anderen, damit du behördlich überwacht werden kannst, damit in der Hygienekette oder beim Brandschutz keine Fehler passieren. Das ist auch alles gar nicht schlimm, keiner kann von Anfang an alles wissen. Bei mir haben das Finanzamt und das Gesundheitsamt mir viel geholfen und erklärt, damit ich alles richtig machen kann. Woher hast du dein Wissen über Hygieneketten und Kreuzkontamination? Im Internet findet man nicht immer alles, was man wissen muss. Ich habe in einem Tattoostudio gelernt und später auch Fortbildungen im Bereich Infektionshygiene absolviert. Das Tätowieren ist eine sehr verantwortungsvolle Tätigkeit und auch, wenn du kein Geld nimmst, möchten deine Kunden gesund bleiben. Tritt bitte mit dem Gesundheitsamt deiner Kommune in Kontakt und melde dich gegebenenfalls beim Berufsverband für Tätowierer, um eine Hygieneausbildung in Anspruch nehmen zu können. Alles Gute und viel Erfolg!
Esther

Hallo
ist es Vorschrift ein sauberes und ein dreckiges Waschbecken zu haben, wenn man „Flüssigkeitsentferner“ in seinen Spülbecher kippt? (sorry weiß nicht genau wie man das zeug nennt)

Lg Martin 🙂

Hallo Martin,
das kommt auf das Bundesland und das örtliche Gesundheitsamt an, hier bei uns ist es nicht der Fall.
Liebe Grüße
Esther

Hallo, ich würde gerne auf die Frage von Jimmy eingehen.
In wie weit ist es den erlaubt in der Wohnung in einem Nebenraum das tätowieren, z.B. als auch nur im Kleingewerbe erstmal zu betreiben?

Ich habe mal gehört, dass ein Tätowierer sein Studio als Kunstgalerie angemeldet hat und eigentlich nur ein Waschbecken und einen Desinfektionsspender benötigt. (Baden Württemberg)
Das konnte ich mir nicht so wirklich vorstellen.

Welche Regelungen gibt es da, bzw. ist es überhaupt erlaubt?

Das hier natürlich Rücksprachen mit dem Vermieter getroffen werden müssen ist mir klar.

Lg Jenny

Hallo Jenny,
ich kann mir nicht vorstellen, dass man in BW nur ein Handwaschbecken und Desinfketionsmittelspender braucht. Meines Wissens nach sind die Hygieneanforderungen in BW noch höher, als bei uns in NRW. Genaueres erfährt man natürlich nur beim Gesundheitsamt selber.

Hi!
einen sichtbaren Reinigungs- und Desinfektionsplan für alle Kunden im Studio – muss man den selbst schreiben? Was steht darauf? Ist es eine Anleitung zum Händewaschen? Den kenne ich nur aus dem Tattoostudio.

Danke 🙂

Hi Lukas,
im Artikel findest du ein Foto meines damaligen Reinigungs- und Desinfektionsplans. Dein zuständiges Gesundheitsamt kann dir bei der Erstellung helfen. Jedes Studio muss den Plan gut sichtbar aushängen und regelmäßig aktualisieren.
Liebe Grüße
Esther

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