Gastbeitrag: Tattooentfernung mit dem Laser – Einblicke in den Praxisalltag einer Ärztin

Ein Gastbeitrag von Dr. Petra Hirtler (Fachärztin für Allgemeinmedizin, spezialisiert auf die Laser-Tattooentfernung)

Liebe Leser*innen,
da ihr nach wie vor großes Interesse am Thema Lasern zeigt und mir regelmäßig Nachfragen persönlich oder per Mail dazu stellt, habe ich das Angebot eines Gastbeitrages von Dr. Hirtler gern angenommen. Sie praktiziert in Österreich und hat sich ein bisschen Zeit genommen, um häufige Fragen zu beantworten.

Für manch einen sind Tattoos ein Teil der eigenen Persönlichkeit. Für mich sind sie ein Ausdruck von Ästhetik, ein Stück zeitgenössische Kunst. Doch gerade, weil diese Kunst zeitgenössisch ist, weil nichts für immer ist und die Persönlichkeit der ständigen Weiterentwicklung unterliegt, muss es auch Möglichkeiten geben, Tattoos wieder zu entfernen oder zu verändern.

Ich möchte mich kurz vorstellen. Mein Name ist Dr. Petra Hirtler, ich bin Fachärztin für Allgemeinmedizin, spezialisiert auf ästhetische Behandlungen. Mein Steckenpferd sind Tattoos, die Behandlung, deren Komplikationen und die Tattooentfernung mit dem Laser. Seit über fünf Jahren entferne ich Tattoos meiner Patienten oder helfe ihnen anderweitig bei der “Gestaltung” ihres Körpers und helfe Ihnen dabei, ihrer Schönheit die passende Form zu geben und durch kleine Veränderungen des Äußeren ihr inneres Strahlen erscheinen zu lassen 😉

Was Tattoos für mich bedeuten…

Für mich sind Tattoos schon lange ein persönlicher Wegbegleiter. Ich trage sie selbst seit Jahrzehnten auf meiner Haut. Für mich gibt es nichts Schöneres, als mir ein neues Tattoo zu entwerfen. Ich habe dann ein genaues Bild vor Augen, wie es auszusehen hat. Manchmal bin ich im Nachhinein sogar etwas enttäuscht, wenn es in Realität auf der Haut nicht ganz so aussieht, wie ich es mir vorgestellt habe. Aufgrund dessen kenne ich natürlich auch das Problem, wenn ein vorhandenes Kunstwerk mir nicht mehr zuspricht. Dann muss es wieder weichen. 😉

Ich sehe die Haut als Leinwand unserer Seele, auf die unser Leben sein Bild malt. Für mich stellt sie das größte, wertvollste und vor allem schönste Kunstwerk dar, das wir besitzen. Wir sollten es im bestmöglichen Zustand erhalten und mit gebührendem Respekt behandeln. Neben den Werken des Lebens, lassen sich auch Kunstwerke von kreativen Künstlern auf unsere Haut malen. Tätowierungen liegen mehr denn je im Trend und werden von der Gesellschaft mehr und mehr akzeptiert. Manchmal kann es sein, dass ein Tattoo plötzlich preisgibt, was vor den Augen anderer verborgen bleiben soll, dass es plötzlich nicht mehr in unser Leben und auf unsere Haut passt. Dann stehe ich zur Stelle und entferne das Tattoo wieder. Oder, wenn Platz für neues geschaffen werden soll, bereite ich ein altes Tattoo für ein Cover-up vor. 🙂

Was ist möglich bei der Tattooentfernung?

Die Tattooentfernung mit dem Laser ist derzeit die effektive Methode, um Tattoos nachhaltig, risikoarm und vor allem ohne chirurgischen Eingriff wieder zu entfernen. Wie gut oder schlecht sich ein Tattoo entfernen lässt und wie viele Behandlungen nötig sind, das hängt von vielen individuellen Parametern ab. Unter anderem jedoch vom Alter des Tattoos, von der Körperstelle, von der Qualität & Professionalität des Tattoos, von der Tiefe des gestochenen Tattoos, von der Farbe selbst und davon abhängig, wie viel Farbe in der Haut ist.
In Bezug auf die Farbwahl, kann der Laser die meisten Farben im Laufe mehrerer Behandlungen entfernen. Grundsätzlich gilt, je dunkler, desto besser können die Pigmente vom Laserstrahl zersprengt werden. Je heller die zu entfernenden Farben sind, desto mehr Laserbehandlungen sind nötig. So kommt es, dass bei Farben wie weiß, gelb, hellgrün, violett oder türkis mehr Behandlungen nötig sind, als bei schwarz, grau oder rot.

Gibt es bei der Entfernung von Tattoos mit dem Laser Risiken?

Es gibt vor allem ein paar zwickende Schmerzen. 😉 Ähnlich wie das Stechen eines Tattoos, tut auch die Tattooentfernung mit dem Laser ein wenig weh. Die Schmerzen werden dabei von jedem Patienten als unterschiedlich stark empfunden. Sie reichen von etwas unangenehm bis ziemlich unerträglich und sind mit dem Gefühl von vielen kleinen Fettspritzern, die auf die Haut treffen, zu vergleichen.
Risiken bei der Behandlung der Tattooentfernung sind wie bei jedem medizinischen Eingriff möglich, hängen jedoch auch individuell von jedem einzelnen Patienten ab. Es kann nach dem Lasern zu leichten Schwellungen, Rötungen oder Bildung von nässende Blasen kommen, die jedoch von vorübergehender Erscheinung sind.

Die Pigmente werden nach dem Lasern von den Makrophagen unseres Körpers, den sogenannten Müllmännern über das Lymphsystem, unsere Müllabfuhr abtransportiert. Kleine Mengen der unlöslichen Farbpigmente können sich bei diesem Abtransport auch in den Lymphknoten ablagern und diese bunt färben. Es fehlen noch Langzeitstudien am Menschen, die mögliche Effekte der Farbpigmente auf den Körper aufzeigen. Es gilt jedoch, je kleiner das Tattoo, desto weniger Farbpigmente werden freigesetzt.

Tattooentfernung mit Kuriosität – Der witzigste Fall in meinem Praxisalltag!

Den kuriosesten Fall in meiner Laufbahn als Ärztin für Tattooentfernung erlebte ich bei einem Patienten, der mich eines schönen Tages in meiner Ordination (Anm. der Redaktion: das ist das österreichische Wort für Arztpraxis. Unnützes Wissen 2.0: im deutschen Sprachgebrauch steht es für die feierliche Einsetzung eines Pfarrers in sein Amt) im The Aurora Ärztezentrum in Wien aufsuchte. Es handelt sich um eine Geschichte, die das Leben schreibt und wo man nicht genau weiß, ob man nun weinen oder lachen soll?
Der besagte Patient kam zu mir in die Ordination mit der Bitte ein Tattoo an seinem Finger zu entfernen. Bei diesem Tattoo handelte es sich um einen wirklich schön gestochenen Ehering. Bisher hatte ich nur tätowierte Verlobungsringe oder eingravierte Namen von Ex-Liebschaften gelasert, daher war es mein erster zu entfernender Tattoo-Ehering.Eigentlich frage ich Patienten in der Regel nicht nach persönlichen Dingen, jedoch stelle ich im Vorgespräch immer einige Fragen, um die jeweilige Behandlungszeit zur Tattooentfernung abschätzen zu können. Auch die Frage nach dem Alter des Tattoos ist Teil dieses Vorgesprächs. Die eigentlich gewöhnliche Routinefrage des Erstgesprächs entpuppte sich in diesem Fall jedoch als ziemlich unangenehm.
Auf die Frage, wie viel Zeit seit der Tätowierung des Eherings vergangen sei, verzog der Mann sein Gesicht und antwortete, dass dieser am Tag der Hochzeit gestochen wurde und das war vor einer Woche! In diesem Fall war das Versprechen für die Ewigkeit leider nur von sehr kurzer Dauer und daran sollte nun auch kein permanenter Ehering mehr erinnern.
Nun, ob nur für den Moment oder für die Ewigkeit, Tattoos sind so schön und so vergänglich wie das Leben.

Ein Gastbeitrag von Dr. Petra Hirtler

Vielen Dank an Frau Hirtler und an Robert Siegers vom „Change the system Podcast“ für die Vermittlung

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