Zu Gast im ersten Interview auf diesem Tattooblog ist Melina Di Febo. Melina ist Tätowiererin und studierte Kommunikationsdesignerin aus Essen. Im Interview erzählt sie uns, wie sie ihren Stil beschreibt und gefunden hat, was ihr am Beruf des Tätowierers gefällt und welche Schwierigkeiten der Beruf mit sich bringt.
Hallo Melina, schön, dass du dich für ein Interview zur Verfügung stellst. Du tätowierst in Essen, richtig?
Hey Esther, aber klar doch! Genau, ich tätowiere bei Schwarzwerk Tätowierungen in Essen.
Wir wollen uns heute ein bisschen über die verschiedenen Stile des Tätowierens unterhalten und natürlich die eigene Stilfindung. Tätowiert ihr bei Schwarzwerk denn auch bunte Tattoos oder ist der Name Programm?
Bei meinem Kollegen Moritz ist der Name auf jeden Fall Programm, aber ich lasse auch mal gerne ein bisschen bunte Farbe mit einfließen.
Seit wann tätowierst du schon?
Mein allererstes Tattoo habe ich in 2015 gestochen, aber da konnte man natürlich noch nicht wirklich von einer regelmäßigen Ausübung des Berufs sprechen. Ich habe dann angefangen ein paar Tage die Woche in einem Tattoostudio zu arbeiten und durfte dort lernen und auch Freiwillige mitbringen, die sich dann unter meine Nadel getraut haben. Zwischendurch gab es dann eine lange Pause, da ich meinen Bachelor in Kommunikationsdesign gemacht habe. Da war einfach zu wenig Zeit um noch weiterhin zu tätowieren. Danach habe ich aber sofort wieder begonnen und tätowiere nun seit Mitte 2017 hauptberuflich.
Oh, parallel noch eben ein Studium geschafft! Herzlichen Glückwunsch und Respekt von meiner Seite, ich weiß, wie schwierig das ist. Würdest du sagen, dass du von Anfang an die freie Wahl hattest, was du tätowierst oder orientierst du dich mehr an den Kundenwünschen?
Ich denke das beste ist immer eine Mischung aus beidem. Wenn der Kunde mit einer groben Idee in den Laden kommt, mir aber bei der Umsetzung freie Hand lässt. Ganz am Anfang waren es eher Kundenwünsche mit kleinen, einfachen Motiven.
Dir auch erstmal Glückwunsch zum bestandenem Studium!
Danke! Und heute kommen die Kunden zu dir, weil sie deinen Stil schätzen und ihr Wunschmotiv von dir neu interpretiert haben wollen?
Zum großen Teil auf jeden Fall. Das macht mich wahnsinnig stolz. Manchmal kann ich das irgendwie nicht so ganz glauben, dass Kunden auch von weiter her kommen (das weiteste war glaube ich Luxemburg), nur um sich von mir etwas stechen zu lassen. Irgendwie immer noch etwas unwirklich.
Das kann ich gut verstehen und ist das größte Kompliment, das man sich als Tätowierer wünschen kann. Wie würdest du deinen Stil beschreiben? Was stichst du am liebsten?
Das ist total schwierig einzuordnen finde ich. Vielleicht bin ich ein grafischer Allrounder? Ich mag mich nicht so ganz auf eine Sache festlegen und probiere oft Neues aus. Was sich aber durchzieht ist, dass ich gerne filigran und mit Linien und Dotwork arbeite. Manchmal wird’s mehr skizzenhaft, manchmal geht es eher in die Holzschnitt-Optik, manchmal verspielt mit Farbakzenten. Genau das reizt mich aber auch an dem Beruf, jeder Tag, jedes Tattoo, jeder Kunde ist anders.
Das stimmt! Was denkst du, wie wichtig ist das Etablieren eines eigenen Stils in Zeiten von Instagram und Co.?
Ich bin der Meinung, dass man gar nicht darum herum kommt, einen eigenen Stil zu besitzen. Irgendwie hinterlässt man ja bei jeder Zeichnung seinen eigenen Fingerabdruck. Wenn zum Beispiel mein Kollege Moritz und ich genau das Gleiche zeichnen, sehen die Ergebnisse trotzdem verschieden aus, da jeder seine eigene Art hat Linien zu ziehen oder Schattierungen zu setzen.
Und das ist sicher auch gut so! Ich finde es manchmal schwierig, dem Kunden einen Wunsch abzuschlagen, wenn sein Wunsch so gar nicht meinem Stil oder meinem Geschmack entspricht. Geht dir das auch manchmal so? Wie reagierst du dann?
Auf jeden Fall, das kenne ich. Ich kann auch nur schwer jemandem etwas abschlagen Was ich überhaupt nicht mache ist Fotorealismus oder großflächiges Blackwork (wie Tribals oder Maori-Muster). Das ist einfach nichts für mich, da man dort eben sehr schlecht einen eigenen Stil mit einbringen kann.
So geht es mir auch, Fotorealismus mache ich sehr gern, aber bei Tribals und Maori bin ich auch raus, davon habe ich auch zu wenig Ahnung und mir fehlt die Erfahrung für das Erstellen solcher Muster und Formen. Als Tätowierer sind wir ja fast täglich mit aktuellen Trends konfrontiert, die auf den gängigen Bildplattformen viral gehen und die sich auch unsere Kunden dann als Tattoo wünschen, stört dich das?
Mittlerweile schon etwas. Ich versuche aber jedem, der bei uns in den Laden kommt und zum Beispiel nach der berüchtigten Unendlichkeitsschleife oder nach einem Datum in römischen Zahlen fragt, Alternativen aufzuzeigen. Oft haben die Kunden nur einen groben Ansatzpunkt und wissen gar nicht was alles möglich ist.
Ich denke, das ist ein Thema, an dem wir als Tätowierer uns alle die Zähne ausbeißen. Viele Tätowierer fertigen Wann-Do’s an, also eigene Entwürfe, die sie gerne tätowieren würden und laden sie in sozialen Netzwerken hoch, um die Kunden zu inspirieren. Machst du das auch?
Genau, das mache ich auch gelegentlich. Manchmal fehlt mir etwas die Zeit um noch etwas für mich selbst zu zeichnen, aber ich habe mir auf jeden Fall vorgenommen, dafür mehr Raum zu schaffen. Es macht auch doppelt so viel Spaß ein Wannado-Motiv zu stechen, da das zu Hundert Prozent von einem selber kommt.
In der Woche vom 03.-06.04. bist du bei Zum Buntspecht Tätowierungen für eine Walk-In-Woche zu Gast, ich hoffe, wir dürfen da mit ein paar schönen Wanna-Do’s von dir rechnen?
Oh ja, hierfür zeichne ich auch nach Feierabend auf dem Sofa. Ich sag mal so: Es wird blumig!
Ich werde nicht nur Bilder für die Haut, sondern auch für die Wand mibringen, denn einige meiner limitierten Drucke sind auch Gepäck!
Das passt ja auch zu Frühling, Ostern und der guten Laune, die wir hoffentlich verbreiten werden! Darf in dieser Woche jeder kommen, um sich von dir tätowieren zu lassen? Oder gibt es Einschränkungen?
In dieser Woche werde ich nur schwarz-weiß tätowieren, für die Farbe habe ich dich ja als Expertin. Größer als eine Handfläche sollten die Motive auch nicht sein, da sonst eventuell nicht genug Zeit für alle ist. Ansonsten freue ich mich, wenn jemand ein Wannado auswählt, bin aber schon neugierig mit welchen Ideen die Gevelsberger so reinschneien.
Super! Ich denke, dass wir mit diesem Konzept so einige Menschen glücklich machen können. Ich danke dir für deine Zeit und dieses Interview.
Ich freu mich schon mega darauf euch zu besuchen! Und ich weiß jetzt schon, das es mit uns eine witzige Woche wird, selbst wenn kein einziger Kunde kommen sollte. Dann tätowieren wir uns einfach gegenseitig 😉
Oh ja, gut wird es auf jeden Fall und ich hoffe, dass wir so einige Tattoos auch außerhalb unserer eigenen Körper stechen werden. Danke für das Interview und bis bald in Gevelsberg!
Bis bald!
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