Tattoofarben retten

66% aller Tattoofarben sollen verboten werden!
Tätowierer und Tätowierte sind es gleichermaßen gewöhnt: in regelmäßigen Abständen wird eine neue Sau durchs Dorf getrieben – ich meine damit die immer gleichen schädliche Gerüchte, die die Tattooindustrie betreffen.
Meistens passiert dies im Sommer, wenn die Medien nicht wissen, worüber sie schreiben können, weil die halbe (erste) Welt Urlaub macht.
Jetzt haben wir Winter und das Netz wird geflutet von diesem einen Bild, das inzwischen hoffentlich jedem der im Entferntesten irgendetwas mit Tattoos zu tun hat, gesehen hat.

Tattoofarben sollen verboten werden, Tattoofarben sind krebserregend, Tattoofarben verursachen eine Schwarzallergie, Tattoofarben enthalten Autolack….

Handelt es sich diesmal wieder um eines dieser Gerüchte, das wir getrost ignorieren und darauf warten können, dass Der Wendler dieses Gerücht mit einer neuen Schlagzeile aus seinem verstörenden Liebesleben ablöst?
Leider ist es dieses Mal ernst.
Ihr wisst, ich bin in den vergangenen Monaten schreibfaul geworden. Ich würde mir nicht die Mühe machen, an diesem wunderbar grauen, vermatschten Januar-Wochenende einen Blogartikel zu tippen, während ich genauso gut nicht rausgehen könnte oder netflixen könnte, wenn es nicht nötig wäre.
Ich tippe wieder, also ist es ernst!

Long Story short: Am 15.01.2020 müssen wir alle die Petition zum Erhalt der Tattoofarben unterzeichnen. Erreichen wir keine 50.001 Unterschriften, werden 66% aller Tattoofarben verboten. Den Link werde ich am 15.01. in diesen Artikel einfügen.

Hier unterschreiben und im Mailpostfach die Unterschrift bestätigen!

Sind die gefährdeten Farben schädlich?


Vorweg möchte ich betonen, dass alle Tattoofarben, die professionelle Tattoostudios in Deutschland verwenden nicht gesundheitsgefährdend sind. Die Apothekenumschau hat im vergangenen Jahr eine repräsentative Umfrage durchgeführt und festgestellt, dass mittlerweile mehr als 16 Millionen Deutsche tätowiert sind. Europaweit sind es sogar 100 Millionen.
Statistisch gesehen ist kein Zusammenhang zwischen bestimmten Erkrankungen und Tätowierungen möglich. Es gibt keinerlei signifikante Auffälligkeiten, wie es bei anderen Gruppierungen der Fall ist. Beispielsweise ist für jeden Menschen offensichtlich und für viele aus eigener Erfahrung nachvollziehbar, dass Rauchen die Lunge schädigt. Solche Zusammenhänge gibt es nicht zwischen Tätowierungen und bestimmten Erkrankungen.

Welche Farben sollen verboten werden?

Es handelt sich um ein Blaupigment und ein Grünpigment. Diese Pigmente sind leider unersetzlich für die Herstellung von Tattoofarben. Da es keinerlei verwendbare Alternative zu diesen beiden Pigmenten gibt, würden 66% aller Tattoofarben aus dem Verkehr gezogen, da sie Anteile dieser Pigmente enthalten.

Warum sollen die Farben verboten werden?

Die Farben werden streng genommen nicht verboten, sondern für die Zukunft nicht mehr zugelassen.
Die ECHA ist eine europäische Chemikalienagentur, die sich mit dem Verbraucherschutz beschäftigt und dafür sorgt, dass wir im Alltag nur die Pigmente verwenden, die uns nicht gefährden.
Jeder Hersteller von Produkten, die Pigmente enthalten ist verpflichtet, der ECHA nachzuweisen, dass sein Produkt einfach und für jeden nachvollziehbar verwendbar ist. Dazu muss auch ein Sicherheitsdatenblatt nachgewiesen werden, welches beweist, dass das Produkt sich für seinen Zweck eignet und sicher ist.
Das könnten wir ja ganz einfach für jede Tattoofarbe machen denkt ihr?
So einfach ist es leider nicht, denn wie viele von euch wissen, existiert die Tattoobranche nur in einer gewissen Parallelwelt und schon gar nicht auf eigenen Füßen.
Wir sind der Kosmetikindustrie untergeordnet und müssen alle Entscheidungen dieser Industrie stimmlos mittragen.

Was des einen Freud, ist des anderen Leid: unsere beiden Sorgenkinder Blau und Grün haben eine Gemeinsamkeit, die sie für die Kosmetikindustrie uninteressant und für uns unverzichtbar macht. Sie halten sehr lange auf der Haut. Färbt ein Mensch sich die Haare mit einer Haarfarbe, die eben jenes Blaupigment enthält, kann er davon ausgehen, dass auch seine Kopfhaut für mindestens vier Wochen in schönster Schlumpfoptik erstrahlt.
Da die Kosmetikindustrie also keine Verwendung für die oben genannten Pigmente hat, wird es in Zukunft kein Sicherheitsdatenblatt für diese Pigmente mehr geben. Die ganze Kosmetikindustrie möchte diese Pigmente nicht mehr verwenden – die ganze Tattooindustrie darf sie dann nicht mehr verwenden.

Was können wir dagegen tun?

Natürlich müssen wir als Tätowierte und Tätowierer uns gegen diese Planungen wehren.
Zum Glück hat Jörn Elsenbruch als CEO vom Tattoosupplier Magic Moon das Zepter in die Hand genommen und gemeinsam mit dem BVT und DOT eine medienwirksame Kampagne ins Leben gerufen, damit möglichst viele Tattoofans auf diesen Umstand aufmerksam werden und die Petition unterschreiben, die am 15.01.20 an den Start geht.
Nur, wenn wir mehr als 50.000 Unterschriften erreichen, wird unser Anliegen im Bundestag angehört.
Nur dann haben wir eine Chance, unsere Farben zu retten.
Doch nicht nur das Ziel der 50.001 Unterschriften ist von Bedeutung, denn je mehr Stimmen wir erreichen, desto deutlicher können wir den Politikern im Bundestag vor Augen führen, wie groß und gleichzeitig wichtig unsere Branche geworden ist.
Die Tattooindustrie darf nicht länger mit der Kosmetikindustrie in einen Topf geworfen werden. Nur durch eine Trennung der beiden Bereiche, lassen sich solche Ärgernisse in Zukunft vermeiden.
Auch für eine Anerkennung des Berufes des Tätowierers wäre eine Anerkennung der Branche wünschenswert.

Bitte sagt euren Freunden und eurer Familie Bescheid und stimmt am 15.01. für den Erhalt unserer Farben und für die Zukunft unserer Branche.
Bitte beachtet, dass jede Unterschrift eine gültige Mailadresse und eine Rückbestätigung im eigenen Mailpostfach erfordert, damit die Stimme gezählt werden kann.

Sollten noch Fragen auftauchen, stellt sie gern in den Kommentaren oder stöbert durch die Medienpräsenz der Kampagne „Tattoofarben retten“.

https://tattoofarben.info/de
https://www.instagram.com/tattoofarbenretten
https://www.youtube.com/channel/UCHPLtSX-_rSWW68NTr7z2fA

1 Kommentar

Kommentieren →

Schreibe einen Kommentar