Zugegeben, das ist jetzt der dritte Artikel, den ich zum Thema Tattookosten verfasse. In der Vergangenheit wurden hier schon „Warum ist mein Tattoo so teuer?“, und „Stundenlohn für Tätowierer“ veröffentlicht und von euch oft aufgerufen. Wie viel Geld wir für unsere Traumtattoos ansparen müssen, ist eine wichtige Komponente im Rahmen der Planung eines neuen Körperschmucks. Wir alle müssen wissen: Tattoos werden teurer und zwar deutlich!
Corona, die REACH-Verordnung und andere Faktoren haben die Karten in den vergangenen Monaten neu gemischt. Ein neuer Artikel muss her, damit wir die Ursachen, Zusammenhänge und die Notwendigkeit der steigenden Tattookosten nachvollziehen können.
Da die einschneidendsten Veränderungen bezüglich der Tattookosten im Jahr 2020 stattgefunden haben, werde ich im Artikel die neuen und alten Preise in zwei Kategorien einteilen: vor und nach 2020.
Wie teuer waren Tattoos bisher?
Pauschal lässt sich diese Frage natürlich nicht beantworten. Vor und nach 2020 beeinflussen viele Faktoren den Tattoorpeis:
- Größe und Aufwand der Tätowierung
- Lage des Tattoostudios
- Bekanntheitsgrad des Tätowierers
- …
Pauschal kann man sagen, dass man sowohl vor, als auch nach 2020 in einem seriösen Studio keine Tätowierung für weniger als 80 Euro bekommt und nach oben hin keine Grenze gesetzt ist.
Welche Tattookosten kommen heute auf mich zu?
Die Faustregel, dass die Größe einer Handinnenfläche einem durchschnittlichen Tattoopreis von 100-150 Euro entspricht, ist heute nicht mehr tragbar.
Wahrscheinlich konnte man diese Regel auch schon vor 2020 nicht mehr uneingeschränkt anwenden, da sich die Arbeitsweisen und Tattoostile enorm differenziert und entwickelt haben. Ein handflächengroßes Tattoo im Stil der alten Schule kann in zwei Stunden tätowiert werden. Heutzutage kann man für ein Microrealism-Portrait, das weniger als eine Handinnenfläche misst, drei Stunden und mehr im Tattoostudio sitzen. Dementsprechend höher ist dann der Preis.
Ich vermute und ich hoffe, dass die meisten seriös und offiziell arbeitenden Tätowierer*innen nach 2020 ihre Preise deutlich anheben.
In unserem Studio haben wir den Einstiegspreis von 80 auf 100 Euro angehoben. Ein kleines Herz am Handgelenk oder eine Fineline-Welle am Knöchel kosten somit 100 Euro. Außerdem arbeiten wir bei großen Tattoos nicht mehr streng nach Stundensatz, der zuvor bei 120 Euro lag. Wir sind zum Festpreis zurück gegangen. So können wir einen verlässlichen Tagesumsatz kalkulieren, unabhängig davon, wie lange wir an einem Tattoo sitzen.
Ich habe ein paar Beispiele aus unserem Studio gesammelt und eine realistische und akzeptable Preisspanne hinzugefügt.
Welche Faktoren beeinflussen die Tattookosten im Jahr 2022?
Material
Vielen Kund*innen haben wir bereits während der Tattoositzungen unser Leid über die gestiegenen Materialkosten geklagt. Der Preisanstieg einiger Verbrauchsgüter im Tattoostudio ist jenseits von Gut und Böse. Besonders Handschuhe und Desinfektionsmittel hatten teilweise einen Preisanstieg von über 260% im Einkauf, wenn man sie überhaupt im Einkauf bekommen hat….
Das lag nicht nur daran, dass die Firmen in der Beschaffung von Rohstoffen und der Fertigung aufgrund der pandemischen Notlage kaum hinterher kamen. Die gestiegene Nachfrage durch die Überlastung der Krankenhäuser, gestiegene Hygienemaßnahmen in allen Lebensbereichen und natürlich der massive Verbrauch dieser Güter in den Test- und Impfzentren weltweit trieb Nachfrage und Preis in die Höhe.
Nitrilhandschuhe kosteten uns vor 2020 im Einkauf c.a. 5,50€ pro 100 Stück. Nach Beginn der Coronapandemie stieg der Preis für das gleiche Produkt auf bis zu 28,00€. Inzwischen liegt der Preis bei durchschnittlich 18,00€ (Stand Februar 2022)
Die REACH Verordnung vom 04.01.2022 hat für einen kräftigen Preisanstieg bei den Tattoofarben gesorgt. Nachdem zum neuen Jahr alle alten Tattoofarben für unzulässig erklärt wurden, wunderte sich fast niemand mehr, als die neu zugelassenen Farben nur für einen erheblichen Mehrbetrag zu erwerben waren. Teilweise haben sich die Preise für Tattoofarben verdoppelt.
Energiekosten
Zu den gestiegenen Energiekosten im Bereich Strom und Gas muss ich wahrscheinlich in diesem Winter gar nichts mehr erzählen, da jeder als privater Verbraucher ebenso betroffen ist, wie wir. Leider müssen wir auch diesen Faktor auf den Tattoopreis umlegen. Im Tattoostudio ist es nämlich sehr warm und sehr hell, ergo sehr energiepreisintensiv.
Corona
Zu dem Thema kann ich kaum noch etwas sagen oder schreiben ohne Wutpocken zu bekommen. Der Vollständigkeit wegen muss ich es jedoch auch in diesem Artikel erwähnen. Wir in NRW unterlagen während der Corona-Pandemie insgesamt 7,5 Monaten Berufsverbot, auch Lockdown genannt. Die Hilfsgelder, die wir dafür erhalten haben, müssen wir fast vollständig zurück zahlen. Bitte fragt mich nicht, wieso, ich kann es mir auch nicht erklären. Für junge Studios wie unseres heißt das, dass sie entweder finanziell wieder bei 0 starten oder aber verschuldet in den normalen Arbeitsalltag zurück gehen. Auch das schlägt sich im Tattoopreis nieder. Bitte bedankt euch bei eurer zuständigen Landesregierung.
Allgemeine Lebenshaltungskosten
Bei uns flatterte in dieser Woche eine neue Flyer-Speisekarte unserer Lieblingspizzeria ins Haus. Auch sie musste ihre Preise erhöhen. Alle Pizzen und Nudelgerichte kosten nun 0,50-1,00 Euro mehr. Seit und durch die Corona-Pandemie sind leider auch alle Verbrauchsgüter und generell die Inflationsrate gestiegen. Da wir alle im ungefähr gleichen Standard weiter leben wollen, müssen wir unsere Preise anheben. Das gilt die Pizzeria nebenan ebenso, wie für das Tattoostudio deines Vertrauens. Wer sich genauer dafür interessiert, findet auf der Seite des statistischen Bundesamtes spannende Grafiken und Tabellen.
Fazit zu den gestiegenen Tattookosten
Alles wird teurer, auch Tattoos – ein schlichtes und wahres Fazit an dieser Stelle.
Wir können nur hoffen, dass viele von euch ein bisschen Geld sparen konnten, da Urlaube, Partys und Freizeitaktivitäten lange nicht erlaubt waren. So tun die gestiegenen Preise vorerst nicht allzu weh….
Wenn du noch Fragen, Anregungen oder eigene Erfahrungen zu diesem Thema beizutragen hast, schreibe es gern in die Kommentare.
12 Kommentare
Kommentieren →Na ich denke, dass euer teueres Konzept nicht mehr aufgeht, es gibt mittlerweile Studios, die bieten Tagessitzungen für 590 Euro an, ein Schriftzug kostet bei euch um die 250, was ist denn bei euch nicht in Ordnung ?! Für 590,00 bekomme ich den Oberarm in „Bunt“, der Trick ist ein schneller guter Tätowierer und nicht einer der 2 Stunden für die Gestaltung braucht und noch 10 x rauchen geht und was Corona und Energiepreise usw. angeht, dadurch hat der Kunde selber ja auch nicht mehr Geld in der Tasche um eure Kosten zu decken.
Das war nicht böse gemeint aber so sieht es nun mal 2022 aus.
MFG
Hallo Micha, natürlich kann man jede Dienstleistung woanders günstiger oder teurer bekommen. Zum Glück hat der/die Kund*in die Wahl und zum Glück kann auch ich als Inhaberin entscheiden, dass ich meine Tätowierer*innen fair bezahlen und hochwertige Materialien einkaufen möchte.
„… um eure Kosten zu decken.“
Was eine Aussage. Wenn der Kunde nicht genug Geld hat, muss das Tattoo eben kleiner, oder ein anderes Studio gewählt werden. Oder man spart einfach länger.
JA! Natürlich müssen auch Tätowierer kostendeckend arbeiten. Und (Überraschung) nicht nur das. Sie müssen sogar mehr als kostendeckend arbeiten. Nennt man dann Gewinn. Bei Arbeitnehmern ist das übrigens der Lohn. Oder gehst Du arbeiten ohne etwas dafür zu verlangen? Macht wohl niemand.
Hey André,
danke für deine Stellungnahme und deine Unterstützung!
Tatsächlich merken wir, dass manche Stammkund*innen die Zeiten zwischen zwei Tattoos verlängern. Vermutlich, weil jeder in diesen Zeiten sparen muss, um sich Luxus, wie Tätowierungen leisten zu können. Für die Kund*innen hat das den Vorteil, dass sich die Terminwartezeit verkürzt, wenn alle etwas seltener für einen Termin anfragen. Wir sehen es positiv 🙂
[…] Um die aktuelle Entwicklung der Tattoopreise nachzuvollziehen, lies bitte auch den neusten Artikel Tattookosten 2022 zu diesem […]
Also wenn ich für so ein 2×2 cm Tattoo schon 100€ bezahlen muss kann ich mir statt dem Unterarmtattoo auch einfach ein Auto kaufen.
Tattoopreise sind nicht proportional zur Größe der Tätowierung zu berechnen. Hier auf dem Blog gibt es viele Erklärungen in unterschiedlichen Artikeln dazu. Ab einer gewissen Größe reduzieren sich die Kosten für den Materialaufwand und die Hygiene nicht mehr. Kleine Tattoos sind somit verhältnismäßig teurer, als große Tattoos…
Noch ein Tipp: ein Auto hält im Gegensatz zu einer Tätowierung nicht ein Leben lang, das Unterarmtattoo kauft man nur einmal…
Leute… Ihr vergesst, dass tätowieren keine plumpe Dienstleistung ist, wie ne Steckdose anklemmen oder 25qm Laminat verlegen.
In erster Linie ist es Kunst. Die Preise bemessen sich logischerweise an den Fixkosten des Studios, der gewisse Skill und natürlich auch am Durchschnitt des Mitbewerbermarktes.
Ich habe selbst letzte Woche noch 700€ für meinen Oberarm (nur Außenseitig von Schulter bis Ellenbogen) Black and Grey Trash-Polka bezahlt.
Ich weiß aber auch, wer es macht. Ich hab danach und währenddessen kaum bis gar keine Schmerzen. Das Tattoo heilt unfassbar gut ab. Weil er es KANN und Gutes/teures Material verwendet. Zudem ist sein Laden ultra sauber und modern. Sprich, er investiert trotz höherer Energiekosten trotzdem in seinen Laden, um noch besser und noch seriöser zu werden. Der Wettbewerb ist groß. Jeder Dödel tätowiert heutzutage.
Also dürfen sich die echten Profis auch was dafür verlangen.
genau. Mein aller erste tattoo an meiner Körper schaue ich immernoch jeden Tag in der Spiegel an seit 22 Jahren, aber seit meinen ersten Auto habe ich gerade mein 11. Auto in der letzte 20 Jahren. Was hatte sein wert mehr verdient??? und übrigens…. Tattoo ist ein Luxusausgabe. Wer du kein Geld dafür sparen kannst,kann man ohne Aich leben. Aber das erwarten, ich möchte auch gerne ein Jacht haben,aber habe ich kein Geld dafür. Jammere ich mich doch nicht, dass es wegen mir viel weniger kosten soll. Und ja.. Die gute und schnelle Tattoo Künstlern verlangen viel mehr pro Stunde als übrig. Meinst du es ernst,dass wenn jemand super viel Erfahrungen hat,soll weniger verdienen als ein Anfänger? Nein. Wenn ein Tattoo Künstler gót und schnell ist arbeitet mit erhöhtem Preise. Man sieht,dass du dich nicht auskennst mit der Branche. Wenn du billig coole Tattoos haben willst,sollst du dich nach Ungarn oder Russland fahren. Hier in Deutschland geht es nicht.
Die Kosten sind überall gestiegen und es kommt auf die Qualität der Arbeit, das Material, Hygiene an. Und was am wichtigsten ist, es geht um das Können des Tattoowierers. Lieber nur ein Tattoo und das super schön und langlebig. Dann bezahle ich auch gerne mehr.
Hallo
Fazit: wenn ein Gasthaus jetzt wieder 19% MWSt- verlangen muss und Essen ist gut-kein Problem
Fazit: wenn mein Tattoo-Stecher gut und ordentlich ist und ich bin zufrieden kann er auch das verlangen-übrigens kann man immer noch den Preis mit IHM/SIE verhandeln, a bisserl gehd imma-so schaut´s aus…..
Danke für deinen Kommentar 🙂 Wir lassen nicht mit uns verhandeln, da unsere Preise ohne Verhandlungsspielraum kalkuliert sind. Aber ich empfehle grundsätzlich, dem Tätowierer oder der Tätowiererin ein Budget zu nennen, das man bereit ist, zu investieren, dann kann die Größe, die Dauer und die Komplexität darauf abgestimmt werden und es gibt für niemanden eine unangenehme Überraschung.