Mein Tattoo gefällt mir nicht

Die schlimmste aller Vorstellungen im Bezug auf Tätowierungen ist natürlich das Worst-Case-Szenario, wenn dein Tattoo dir nicht mehr gefällt.

Dieser Artikel beschäftigt sich mit diesem Fall und zeigt dir Gründe, Handlungsoptionen und Lösungsvorschläge.

Seit wann gefällt dir dein Tattoo nicht?

Zu Beginn müssen wir zwei zeitliche Komponenten unterscheiden, denn es ist durchaus ein Unterschied, ob dir dein neues Tattoo nicht gefällt oder ob dir ein altes Tattoo nicht mehr gefällt.

Besonders Trend-Tattoos oder Motive, die einer bestimmten Lebensphase zugehörig sind, laufen Gefahr, bald nicht mehr zu gefallen. Bei diesem Pikachu ist es zum Glück nicht der Fall.

Ein altes Tattoo gefällt dir nicht mehr

Tattoos halten ein Leben lang und so ist es nicht verwunderlich, dass vielen Träger*innen von Tattoos die alten Hautbilder nicht mehr gänzlich zusagen. Jede*r verändert sich und seinen Geschmack, Haltungen, Einstellungen und Lebensentwürfe ändern sich. Das kann dazu führen, dass man sich mit einem alten Tattoo, dem Bild oder der Aussage nicht mehr identifizieren kann.

Außerdem altern Tattoos ebenso, wie unsere Haut. Ein Tattoo, das viele Sommer ungeschützt den UV-Strahlen ausgesetzt war, sieht nicht mehr so clean aus, wie am ersten Tag. Doch auch bei guter Pflege, sieht man einem Tattoo sein Alter ab dem 10. Lebensjahr deutlich an.

Wenn Tattoos altern und verblassen, sind manche Kunden mit der Optik nicht mehr zufrieden

Wer sich vorher nicht mit dem Altern von Tattoos und ihrer Optik auseinandergesetzt hat, ist vielleicht traurig über die Veränderung, die der Zahn der Zeit hinterlässt.

Auch Trends innerhalb der Tattoo-Industrie sind inzwischen raschen Wechseln unterlegen. Die Feder, die sich in einen Schwarm fliegender Vögel auflöst, war vor fünf Jahren vielleicht ein Hingucker am Badesee, heute wird sich in unzähligen Tattoo-Memes darüber lustig gemacht. Wen wundert es da, dass jemand ein solches Tattoo nicht mehr an sich mag…

Ein neues Tattoo gefällt dir nicht

Zugegeben, ich kann mir nicht vorstellen, wie es sich anfühlt, vom Tattoostudio seines Vertrauens heim zu fahren und zu wissen „Mein neues Tattoo gefällt mir nicht.“ Ich habe das noch nicht erlebt. 

Es gibt ein bemerkenswertes Phänomen in diesem Zusammenhang, dem ich hier gerne Raum zur Erklärung geben möchte. Den meisten Kund*innen fällt nicht vor Ort im Tattoostudio auf, dass ihnen das neue Tattoo nicht gefällt. In fast 15 Jahren Arbeit als Tätowiererin habe ich noch nie erlebt, dass eine Person ihr Tattoo direkt nach dem Stechen begutachtet und ehrlich sagt, dass es ihr nicht gefällt.

Beschwerden zum Tattoo kommen in der Regel frühestens eine Woche nach der Fertigstellung. 

Ich erkläre mir diesen Umstand mit dem Adrenalinspiegel und der Anstrengung vor, während und nach dem Tätowieren. 

Den meisten Kunden fällt erst zuhause, wenn die Folie ab ist auf, dass ihnen etwas missfällt.

Vermutlich sind Tattoo-Kund*innen in einer Art Rausch, Adrenalin und Serotonin arbeiten gemeinsam und das Hochgefühl, wenn man den Termin geschafft und durchgehalten hat, trübt die objektive Sicht auf das Tattoo und wirkt sich negativ auf das eigene Urteilsvermögen aus. 

Deswegen finden Kund*innen ihr Tattoo nach dem Stechen immer toll, sie verwechseln ihr positives Gefühl zu dem Tattoo mit dem Gefühl es geschafft und durchgehalten zu haben.

Erste Schritte, wenn dein Tattoo dir nicht gefällt

Sage es deinem Tätowierer

Ich habe in meiner Karriere als Tätowiererin unzählige E-Mails zu diesem Thema bekommen. Verzweifelte Kund*innen, die mir ihr Herz ausschütten und nach Rat zu ihrem ungeliebten Tattoo fragen. Wer sich jetzt fragt, warum ich so offen kommuniziere, dass so viele Menschen unzufrieden mit meiner Arbeit sind, dem sei gesagt, es waren alles nicht meine Kund*innen, die bei mir um Hilfe gebeten haben. Damit komme ich zu Phänomen Nummer 2 im Zusammenhang mit Tattoos, die nicht mehr gefallen:

Unzufriedene Kund*innen wenden sich nur in Ausnahmefällen an das Studio, wo das Tattoo entstanden ist. In fast 15 Jahren Tätowieren habe ich so wenige Beschwerden bekommen, dass ich sie an einer Hand abzählen kann.

Nun ist es relativ unwahrscheinlich, dass in all den Jahren fast alle meine Kund*innen und alle meiner Kolleg*innen zufrieden mit dem Tattoo waren. Viel wahrscheinlicher ist, dass diese Menschen sich mit ihrem Anliegen an ein anderes Studio gewendet haben, um Hilfe zu erbitten.

Dieses Tattoo (von mir gestochen) war ursprünglich ganz bunt. Die Trägerin konnte die bunten Farben nicht mehr ertragen und wir konnten mit zarten Schwarzschattierungen dem Bild einen schlichteren Look geben. Ich bin dankbar, dass sie ganz offen mit der Kritik an dem Tattoo umgegangen ist und ich es für sie überarbeiten durfte.

Vielleicht scheust du dich davor, dein Tattoostudio mit einer Beschwerde zu konfrontieren. Manche Kund*innen haben immer noch eine unberechtigte Ehrfurcht vor Menschen, die tätowieren. Tätowierer sind oft cool, unnahbar und über jeden Zweifel erhaben. Ich würde mir wünschen, dass wir diese Klischee aufbrechen und Tätowierer*innen wie ganz normale Dienstleister behandeln. 

Eventuell hast du jedoch einfach das Vertrauen in dein Studio verloren und möchtest deswegen nicht mehr mit den Menschen vor Ort zusammen arbeiten. Das ist nachvollziehbar. Trotzdem ist es fair, dem Tätowierer Bescheid zu geben, dass du mit der Arbeit nicht zufrieden bist.

Konstruktive Kritik hilft deinem Tätowierer und den Menschen, die nach dir kommen, die Arbeit zu verbessern. Danach kannst du immer noch ein anderes Studio aufsuchen.

Hole dir verschiedene Meinungen ein

Wenn dir dein Tattoo nicht gefällt, ist in der Planung vorab etwas schief gelaufen. Das Studio hat nicht sorgfältig gearbeitet, der Tätowierer hat dein Motiv nicht nach deinen Vorstellungen umgesetzt oder es sind handwerkliche Fehler passiert. Damit sich das nicht wiederholt, solltest du im Rahmen der Lösungsfindung sorgfältig recherchieren und planen, was jetzt zu tun ist.

Werde dir darüber klar, was dir nicht gefällt.

Wenn das Tattoo handwerklich nicht gut gestochen ist, Wackler in der Linien, Blow-Outs oder Narben aufweist, gib deinem Studio Bescheid und erkundige dich auch bei anderen Tätowierer*innen. Diese können dir bestätigen, ob es sich um handwerkliche Fehler handelt. Wähle für die Aufbesserung ein anderes Studio.

Vorher
nachher

Gefällt dir das Motiv nicht (mehr), musst du dich zwischen einem Cover-Up und dem Lasern zur Entfernung entscheiden.

Ist dein Tattoo noch ganz frisch, lohnt es sich, eine Beratung für eine Laserbehandlung einzuholen, denn:

Je frischer ein Tattoo ist, desto schneller und besser lässt es sich komplett mit Laser entfernen.

Warte also nicht zu lang mit der Entscheidung, wenn die Entfernung mittels Laser eine Option für dich ist.

Eine Bahndlung mit Laser ist jedoch sehr teuer und erfordert oft viele Sitzungen und starke Schmerzen bis zur vollständigen Entfernung. Wenn dir ein Cover-Up, also eine Überdeckung des ungeliebten Tattoos eher zusagt, rate ich zu einer umfassenden Recherche für das richtige Tattoostudio.

Hier siehst du meinen Arm nach einer Laserbehandlung

Nicht alle Tätowierer*innen stechen Cover-Ups gut und gerne. Auch in diesem Fall solltest du dir mehrere Meinungen einholen und keine weite Anfahrt oder hohe Preise scheuen, um einen Experten auf dem Gebiet in Anspruch nehmen zu können. Lass dir auf jeden Fall Beispielbilder zeigen. Wenn das Studio keine guten Vorher-nachher-Bilder anderer Cover-Ups vorzeigen kann, ist vermutlich nicht genug Erfahrung auf dem Gebiet vorhanden.

Wenn dir ein altes Tattoo nicht mehr gefällt

Ist dein Tattoo in die Jahre gekommen oder das Motiv gefällt dir nicht mehr, weil sich dein Geschmack geändert hat, ist ein Cover-Up auch ein guter Rat. Vorausgesetzt du stehst immer noch auf Tätowierungen. 

Touch-Up statt Cover-Up

Wenn du nur ein bisschen unglücklich über den Alterungsprozess deiner Tätowierung bist, könnte auch ein Touch-Up für dich der richtige Weg sein. Manchen Tattoos tut es gut, sie nach 10-15 Jahren nochmal aufzufrischen. In diesem Fall wendest du dich am besten an das Tattoostudio, wo du das Tattoo damals bekommen hast. Ist dein/e Tätowierer*in von damals nicht mehr auffindbar, suche dir ein Studio, welches einen ähnlichen Stil tätowiert. 

Nicht jedes Studio nimmt Aufträge zu Touch-Ups fremder und alter Tattoos an. Bitte auch in diesem Fall um eine Beratung und lege dich erst fest, wenn du sicher bist, dass der Tätowierer deiner Wahl motiviert und seriös erscheint.

Bedenke, dass ein Touch-Up mindestens so viel kostet, wie du vor einigen Jahren für die Tätowierung bezahlt hast. Aufgrund der Inflation und der gestiegenen Materialkosten könnte es sogar noch teurer werden, auch, wenn keine Vorarbeit in Form von Zeichnungen anfällt.

Hier machen wir grade ein Touch-Up. Die sehr alten Sonnenblumen sollen wieder aufgefrischt werden.

Wer haftet, wenn mir mein Tattoo nicht gefällt?

Auch, wenn du jetzt weißt, was mit deinem Tattoo zu tun ist, fragst du dich vielleicht, ob du deinen Tätowierer haftbar machen kannst oder dir dein Schaden vergolten wird.

Dazu solltest du dir, wie bei jeder anderen Dienstleistung, die allgemeinen Geschäftsbedingungen deines Tattoostudios ansehen. Ein seriöses Studio hat in seinen AGB festgeschrieben, unter welchen Umständen sie nacharbeiten oder ob Schadenersatzansprüche möglich sind.

Dazu sei gesagt, dass mir kein Studio bekannt ist, welches eine „Geld-zurück-Garantie“ bei Nichtgefallen anbietet. Wie sollte ein Tätowierer prüfen, ob das Tattoo tatsächlich nicht gefällt oder ob ein Kunde es nur behauptet, um ein paar Hunderter zu sparen? Außerdem bekommt der Tätowierer in diesem Fall sein Material und seine Arbeitszeit nicht zurück. Eine solche Garantie wäre äußerst geschäftsschädigend.

Googelt man nach Gerichtsurteilen zu diesem Thema, findet man fast ausschließlich Referenzfälle, in denen das Gericht den Tätowierer zur kostenfreien Nachbehandlung der ungeliebten Tätowierung verurteilt. Fälle, in denen Kund*innen ihr Geld zurück oder einen Schadenersatz zugesprochen bekommen haben, sind mir nicht bekannt.

Ich kann mir vorstellen, dass Kund*innen von deutschen Gerichten keinen Schadenersatz zugesprochen bekommen, weil sie fast immer eine gewisse Mitschuld an der missglückten Tätowierung tragen. Immerhin hat man sich als Kunde selbst zu einer nicht notwendigen Körperverletzung entschieden, die ein permanentes Hautbild hinterlässt.
Das Risiko des Nichtgefallens liegt somit zum Großteil bei demjenigen, der das Tattoo in Auftrag gegeben hat.

Tattoo gefällt nicht
Ein neues Tattoo neben einem alten Chinazeichen, das vielleicht eines Tages auch weichen muss.

Jetzt bin ich total verunsichert

Wenn du diesen Artikel gefunden und gelesen hast, weil du gern ein Tattoo hättest, aber Sorge davor hast, dass es dir anschließend nicht gefällt, möchte ich dir diese Angst nehmen. Auch die Vorbereitung und die Wahl des Studios liegen in deiner Hand.
Heutzutage ist das Internet voll mit Ratgebern, Blogs und Foren zum Thema Tätowieren. Mittlerweile gibt es kaum noch Städte, in denen es nicht mindestens ein Tattoostudio gibt. Es liegt an dir, die richtige Wahl zu treffen und die ist oft nicht das Studio mit der geringsten Entfernung zum Wohnort oder das mit den niedrigsten Preisen oder der kürzesten Terminwartezeit. 

Kund*innen, die sich gut vorbereiten und eine sorgfältige Auswahl vornehmen, minimieren das Risiko des Nichtgefallens stark.

Wir bei Zum Buntspecht Tätowierungen freuen uns immer über ein offenes Wort. Egal, ob es um Beschwerden geht, ehrliche Diskussion darüber, ob wir für deinen Wunsch geeignet sind oder um Empfehlungen zu anderen Studios, damit du die beste Version deines Tattoos bekommst.

Melde dich gern bei uns für weitere Fragen zu diesem Thema – hier oder über unsere Homepage.

Hier noch ein paar Links zu anderen Artikeln, die dir bei der Vorbereitung helfen können:
Cover-Up Tätowierungen
Den richtigen Tätowierer finden 1
Den richtigen Tätowierer finden 2
Welches Tattoo passt zu mir?
Alte Tattoos
Verlaufende Tattoos
Gute Vorbereitung
Angst vorm Tätowieren
Tattoos Nachstechen 1
Tattoos Nachstechen 2
Laserbehandlungen 1
Laserbehandlungen 2
Laserbehandlungen 3

2 Kommentare

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Hey Jeanne,
danke für deinen Kommentar. Du hast natürlich recht, der beste Weg ist, sich zuerst umfassend professionell beraten zu lassen, bevor man eine Entscheidung trifft.
Liebe kollegiale Grüße
Esther

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